Wahlmanipulation

Seit zwei Tagen steht das Klimacamp auf dem Aachener Marktplatz. Es waren bisher zwei wunderbare Tage, während denen wir mit vielen Menschen gesprochen, diskutiert und gelegentlich gestritten haben.
Nun müssen wir mit dem das Camp ungeplant umziehen - und das offenbart ein Kernproblem im Umgang mit der Klimakatastrophe.
Das Klimacamp wurde vor fast fünf Wochen bei der Versammlungsbehörde angemeldet - zwei Tage vor Beginn der Versammlung bekamen wir mitgeteilt, dass wir starke Beschränkungen einzuhalten haben. Eine davon ist es mit dem kompletten Camp am Samstag vom Markt auf den Katschhof umzuziehen. Dies ist aufgrund unserer großen Ausstellungsstücke (Schiff) ein enormer logistischer Aufwand, welche wir nun neben dem ohnehin sehr fordernden und personalintensiven Betrieb eines solchen Camps spontan planen müssen. Dabei offenbart es ein grundlegendes Problem im Verständnis der Klimakrise, das wir gerne sichtbar machen möchten.
Obwohl wir den maximal möglichen Abstand einhalten gibt es das Problem der Nähe zu Haus Löwenstein, einem der städtischen Wahllokale in Aachen. Befüchtet wird, dass durch das Camp eine Wahlbeeinflussung stattfinden könnte. Auf den ersten Blick schien die Argumentation für uns schlüssig, doch zeigt sie ein grundlegendes Problem in der gesellschaflichen Wahnehmung der Klimakrise, welches auch die Versammlungsbehörde und Wahlleitung betrifft.
Die Klimakrise ist kein politisches Thema. Das Thema wird im Wahlkampf politisiert, allerdings ist es ein gesamtgesellschaftliches Problem, mit dem sich auch viele Menschen außerhalb der Politik beschäftigen müssen. Nur wenn wir die politische Lagerbildung bei diesem Thema auflösen haben wir eine realistische Chance die größte Herausforderung unserer Zeit zu bewältigen. Genau dies ist der Sinn des Klimacamps. Wir stehen für das Gegenteil von Wahlbeeinflussung - wir bringen zusammen, denn Klima ist kein Thema, das nur grün ist. Es ist auch kein Thema, das die Politiker ohne die Gesellschaft lösen können. Daher möchten wir gerne mit Ihnen und anderen Medienvertretern das Kernproblem der Klimakrise aufgreifen: Wie gelingt es zu verstehen, dass die Klimakrise kein politisches sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem ist, das Bevölkerung, Medien und Wirtschaft gemeinsam mit der Politik lösen muss? Wie können wir als Gesellschaft den Willen aufzubringen, uns im vollen Umfang mit der erschreckenden, wissenschaftlich belegten Wirklichkeit auseinander zu setzen - mit dem Ziel gemeinsame Lösungen zu finden und allen jüngeren Generationen wieder Hoffnung zu geben?
Wir werden heute unser Programm ändern und um 19:00 auf dem Marktplatz eine kurze Pressekonferenz mit anschließender Diskussion veranstalten. Wir sprechen über die Anmeldung und Auflagen und warum eine konstruktive Lösung neben der Politik auch die alle anderen Bereiche der Gesellschaft benötigt.
Am Samstag morgen treffen wir uns zwischen 9:00 und 10:00 zum gemeinsamen Frühstück und machen aus der Not eine Umzugs-Party. Wir freuen uns, wenn du dazu kommen möchtest.
Ab 16:00 feiern wir den erfolgreichen Umzug mit der Band Hôpital (Indie Pop)
Weiter geht es wie geplant mit einem Workshop von Aachen containert und mit dem Thema mehr direkter Bürgerbeteiligung - gemeinsam mit dem Klimaentscheid Aachen und der Initiative Bürgerrat für Aachen.